Nasenbesatz in Inn und Isen

Wenn es der Nase schlecht geht, leiden auch die anderen Fischarten. Deswegen unternimmt der Bezirksfischereiverein Mühldorf-Altötting alles, um den Bestand dieses Fisches zu fördern. Die ehrenamtlichen Unterwasser-Naturschützer investieren Wochenende für Wochenende für die heimischen Fische und gesunde Gewässer. Am vergangenen Samstag (9. Juni 2018) hat ein Team um den Vorsitzenden Dr. Manfred Holzner 25 000 Nasensetzlinge in die Isen und ins Inn-Altwasser Nasenloch bei Winhöring eingesetzt.

Der Inn und seine Nebenflüsse waren ein einheitliches Biosystem, ehe die Flussläufe durch die Staustufen von Wasserkraftwerken unterbrochen wurde. Die Nasen zwischen Mangfall, der Isen und den darunter liegenden Zuläufen des Gebirgsflusses bildeten einen gemeinsamen genetischen Stamm. In die wärmeren Nebengewässer zogen sie zum Laichen, im Inn vereinten sie sich dann wieder in gigantischen Schwärmen. Dieser Stamm wurde durch die Stauwerke getrennt. Der Wasserkraftbetreiber Verbund bemüht sich laut Dr. Holzner mit hohem Aufwand darum, die Durchgängigkeit an den Kraftwerken wiederherzustellen, doch das allein werde nicht ausreichen.

Mit seiner jüngsten Besatzmaßnahme hat der Bezirksfischereiverein wieder zu einer Durchmischung des genetischen Stammmaterials der Inn-Nasen beigetragen, denn der Großteil der Setzlinge stammte aus der Mangfall. Die Kollegen aus den Fischereivereinen Rosenheim und Wasserburg haben erfolgreich Laichtiere gewonnen, der leidenschaftliche Fischzüchter Egidius Schulz brachte mit Toni Birzle die Brut vor sechs Wochen erfolgreich zum Schlüpfen – und mit kleinstem Plankton zum Wachsen. Die Fische, die Dr. Holzner und seine Helfer zwischen Peitzabruck bei Ampfing und Winhöring einsetzten, waren vier bis fünf Zentimeter lang. „Und quietschvergnügt waren sie auch“, wie der Vereinschef sagt. Schulz betreibe seine Zucht „gewissermaßen ehrenamtlich aus reiner Liebe zur Natur“, das merke man den Fischen an.

Seit etwa 20 Jahren bemüht sich der Bezirksfischereiverein um die Nase. Unter anderem hat er wenn immer möglich Eigennachzucht betrieben und das Schonmaß grundsätzlich auf 40 Zentimeter erhöht, um die Elternfsiche zu schützen, gesetzlich wären 30 Zentimeter vorgeschrieben. Daher ist die Nase dem promovierten Fischereibiologen Holzner zufolge derzeit nicht akut vom Aussterben bedroht. „In Flüssen wie der Isen haben wir aber nur noch einen Bruchteil des Bestandes, der einmal da war.“ Das liege an den verschlechterten Lebensbedingungen. Es fehlen Altwässer, und weil einst kiesige Gewässerböden durch die Sedimenteinträge als Laichplätze unbrauchbar wurden.

Dabei sei die Nase extrem wichtig für die Unterwasserfauna. Allein durch ihr Nahrungsverhalten verbessert diese reine Vegetarierin die Verhältnisse für andere Fischarten. Zudem bildet sie die Nahrungsbasis für Raubfischarten wie den Hecht in der Isen und den Huchen im Inn. „Huchen wären ohne ihren Futterfisch Nase nicht lebensfähig“, sagt Dr. Manfred Holzner. In den einzelnen Isen-Abschnitten und im Nasenloch sollen die jungen Nasen aus Rosenheim nun wachsen und gedeihen. Der Inn wäre dafür wohl zu kalt und zu trüb. Mit einem der nächsten Hochwasser wird das eine oder andere Tier zur rechten Zeit wieder zu den anderen Nasen in den Inn wandern.

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