Sergejs (R)Isenwaller

Diesen Fisch wird Sergej Deiger, 28, wohl nie vergessen. Jedenfalls war es der verrückteste Fang, den er bisher erlebt hat. Am Haken hing der wohl größte Waller, der in einem Gewässer unseres Vereins registriert wurde. Sergej fing ihn am 27. August in der Erhartinger Isen. Der Fisch war 173 Zentimeter lang.
An dieser Stelle unterhalb der Bräubrücke hatte Sergej in den Tagen zuvor immer wieder Waller am Haken. Sie waren jedoch nicht größer als 26 Zentimeter. Nun versuchte er es mit einem Tauwurmbündel. Seine Montage bestand aus zwei sehr großen Drillingshaken und einer Unterwasserpose. Diesem Angebot konnte der Fisch nicht widerstehen. Um 22.15 Uhr bog sich die Rute unsres Vereinskameraden aus Altötting kurz ein wenig – und wenige Augenblicke später umso heftiger. „Beim Anhieb spürte ich gleich, dass ein Fisch dran war, wie ich ihn noch nie zuvor gefangen hatte“, sagt Sergej. Aus einem See nahe Marktl zog er vor einigen Jahren einen 1,60-Meter-Waller, aber im Vergleich zu seinem Isen-Erlebnis war der Marktler Wels allenfalls ein besserer Karpfen.
„Er nahm Schnur und ließ sich überhaupt nicht halten“, erinnert sich Sergej, der seit vier Jahren bei uns Mitglied ist und sich auch gern mal von Franz Anger beim Semmel-Stopseln Geschichten von der guten alten Zeit erzählen lässt, als unsere Gewässer noch voller Nasen und Haseln waren. Jetzt hat Sergej dem Franz aber auch eine gute Geschichte zu erzählen. Denn weil sich der Waller in keiner Weise bremsen oder in Richtung Ufer bewegen ließ, stieg Sergej nach zehn Minuten kurz entschlossen ins Wasser. Und zwar gleich so kurz entschlossen, dass er nicht einmal mehr an sein Mobiltelefon dachte, das in seiner Hosentasche steckte.
Sein Problem war aber erst mal, dass er an der Stelle nicht stehen konnte, es war zu tief. „Mit dem einen Arm schwamm ich, mit dem anderen hielt ich die Angelrute und drillte den Fisch, bis ich irgendwo wieder zum Stehen kam.“ Nach insgesamt gut 40 Minuten ließ sich der Wels landen. Sergej war auf alles vorbereitet: Er trug Handschuhe für den Wallergriff und zog seinen Riesen aus der Isen. Vollgepumpt mit Adrenalin versorgte er den Fisch erst mal weidgerecht.
Jetzt wäre es gut, wenn ein Kumpel dabei wäre, dachte sich Sergej jetzt. Irgendwie musste dieser Gigant ja nach Hause transportiert werden. Einen Kumpel konnte er aber auch nicht anrufen – sein Handy hatte den Bade-Drill nicht überstanden. Deswegen konnte er den Fisch auch nicht fotografieren. Handy kaputt, es geht auf Mitternacht zu, man ist völlig durchnässt und hat einen 1,73-Meter-Waller gefangen, was macht man da? Sergej handelte als Praktiker: Er schnitt seinen Fisch in mehrere Teile, brachte ihn so in seinem Auto unter und düste nach Hause. Dass er sich bei seinem ungewöhnlichen Einsatz als Wallerschwimmer eine Erkältung mit Fieber einfing, nahm er gern in Kauf. Mit einer so spektakulären Welsgeschichte konnte ihm der Anger Franz bisher noch nicht aufwarten.
All die anderen Wallerfischer, die geduldig viele Abende an der Isen verbringen, um einen so gewaltigen Räuber zu erwischen, brauchen sich keine Sorgen machen. Sergejs Waller war bestimmt nicht der einzige und letzte Bartelbrummer zwischen Ampfing und Winhöring. Ökologisch betrachtet ist es äußerst sinnvoll, diese Vielfraße zu fangen. Deshalb allen Wallerfischern ein herzliches Petri Heil vom Vorstand! Macht es einfach wie Sergej, aber nehmt vor dem Tauchgang das Handy aus der Hose.

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